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50 Jahre EKBB e.V.

50 Jahre EKBB

50 Jahre und kein bisschen leise…

Die Elternkreise feiern Geburtstag

 

24. September. 2021, 20:30 Uhr. Die meisten längst gegangen, das Buffet abgeräumt und der Tag, auf den über ein Jahr hingearbeitet wurde, fast am Ende. Es kehrt eine satte Ruhe ein. Wie es so ist auf Geburtstagen ist der harte Kern noch da, resümiert und packt zusammen.

 

Vor über anderthalb Jahren wurde aus einem immer wieder aufflackernden und Dahingesagten: „Bald werden wir 50, da müssen wir rechtzeitig anfangen“, die 50-Jahr-Feier-Vorbereitungsgruppe und die Sache wurde spruchreif. Wen bitten wir, eine kleine Rede zu halten? Wen um ein Grußwort in der Festschrift? Denn eine Festschrift musste her – das war schnell klar! Aber wie soll die aussehen? Wen wollen, können, müssen wir einladen?

 

Am Besten alle. Zumindest ganz viele von denen, die uns über die Jahrzehnte begleitet haben: Die Vergangenheit im Blick das Heute und den Erfolg groß feiern. Das war Konsens.

 

Zwar gab es Corona schon, aber niemand hätte zu dem Zeitpunkt damit gerechnet, dass es 2021 immer noch die Nachrichten bestimmen würde. Und unsere Vorbereitungen. Plötzlich war nicht mehr sicher, ob es überhaupt eine Feier wird geben können oder wir uns mit einer Festschrift begnügen müssten. Und wenn feiern - wo? Wieviele? Nach welchen Maßnahmen und Regeln? Stand alles nicht unter einem so guten Stern. Und man hätte zwischenzeitlich verzweifeln können und alles sein lassen.

 

Aber der EKBB wäre nicht der EKBB, wenn wir nicht aus der Not eine Tugend gemacht und den Stier bei den Hörnern gepackt hätten. Also gingen wir voran, fragten unter anderem Prof. Barbara John vom Paritätischen und Christine Köhler-Azara, die Landessuchtbeauftragte an, ob sie im offiziellen Teil sprechen. Weil eine offizielle Feier vermeintlich offizielle Redner*innen braucht.

 

Ingeborg Roloff, 1971 Mitbegründerin des ersten Elternkreises, zieht frisch, entspannend und nachvollziehbar Bilanz und man taucht ein in 50 Jahre Geschichte. Und auch Brigitta Reitz erzählt und bedankt sich für die erfolgreich fortgeführte Arbeit. Vieles hat sich verändert. Die Elternkreise gibt es inzwischen bundesweit. Sie sind in Landesverbänden und im Bundesverband organisiert und haben ihre Stimme erhoben. Sie sind etabliert im Hilfesystem als eigenständiger Verbund. Aber es bleibt im Resümee auch nach einem halben Jahrhundert dabei: Das Wichtigste bleiben Eltern und Angehörige, die zuerst verzweifelt sind und hier erfahren: Trotz allem Leid. Sie sind nicht allein und sie können sich auf den Weg machen.

 

Als Vorsitzende übernimmt Sabine Hinze die Moderation und der Nachmittag nimmt seinen Lauf. Man kann ja gemeinhin ein wenig Angst vor Langeweile haben, wenn offizielle Reden und Glückwünsche geschwungen werden. Aber hier sprechen heute nicht Prof. Dr. John und nicht die Landessuchtbeauftragte allein in ihrer Funktion. Es sprechen Barbara John und Christine Köhler-Azara. Engagiert und voller Wertschätzung. Zugewandt. Keine Reden vom Blatt. Kampfansage an die Bürokratie mit Kampfeswillen. Auch Ottmar Hummel hält keine Wissenschaft, sondern sich kurz, weil das Buffett nicht kalt werden soll und feiert selbst ein kleines Jubiläum: Er engagiert sich bereits seit fünfzehn Jahren ehrenamtlich in den Elternkreisen. Nicht, weil es sein Amt gebietet, sondern weil er es wichtig findet.

 

Und die Reden werden nicht durch Moderationen unterbrochen. Es fügt sich eins ins andere. Sabine Hinze verbindet die unterschiedlichen Menschen einfühlsam und mit großem Spaß. Da macht schon der „offizielle“ Teil des Festes allerhand Freude.

 

Bevor es in den gemütlichen Teil übergeht und das Buffet eröffnet ist, wird schon wieder geklönt, gelacht und gefeiert. Gemütlich. Wertschätzend. In Aufbruchsstimmung. Mit so vielen, die uns über die Jahrzehnte begleitet haben. Und so vielen, die angekommen sind.

 

Als letztes der Schwur: wir bleiben, wer wir sind. Und worauf man sich verlassen kann in den nächsten 50 Jahren: Kein bisschen leiser...

 

 

 

Sandra Carbonell